Ein wenig Zeit muss man indes schon mitbringen, damit sich dessen Sog voll entfalten kann. Obwohl einmal mehr in Jason Lytles Privatstudio ausgetüftelt, atmet der neue Grandaddy-Geniestreich merklich weniger LoFi-Geruch als bisher Erschienenes. Nahtlos steht Pink Floyd-Sphärik neben ungestümen Indierockern wie “Chartsengrafs”. Verstörend und Detail verliebt indes ist diese Musik immer. Zentrales Thema der fünf Querköpfe aus Modesto: der moderne Mensch, der sich in Oberflächlichkeiten verliert. “He’s Simple, He’s Dumb, He’s The Pilot” – der “2000 Man” hat die Landkarte längst über Bord geworfen. “Mud and metal mixing good”, heißt es im zerrissenen “Broken Household Appliance National Forest” programmatisch. Ohne menschliche Größen wie Phantasie und Bescheidenheit reduziert sich am Ende des Weges in den rasenden Stillstand von Internet und Globalisierung alles zu einem aufgeblasenen, profanen Nichts. Das mag eskapistisch und schulmeisterlich klingen, entsagt aber durch den stets präsenten Humor gleichwohl jeglichem Bierernst (etwa im schwelgerischen “Jed The Humanoid”, wo Lytle einen aus Einsamkeit alkoholkranken Roboter besingt). Wer auf Bilderstürmer wie Flaming Lips oder Mercury Rev steht, der wird dieses Album lieben. Ich jedenfalls bin dabei.
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