Im Hause RodRec scheint man etwas vom Kraut besessen zu sein…
Nach der Erwähnung im Untertitel des letzten New Wave Hookers-Meisterwerks (…The Krauts Meteor) heißt das dritte (zuvor gabs noch zwei EPs und eine Split-LP mit NAYTIA) Graue Zellen-Album schlicht und einfach Krauts. Doch keine Angst, dies ist weder Krautrock noch musikalisches Sauerkraut. Die Grauen Zellen sind ein wenig vom Hardcore-Pedal gegangen, jetzt ist es halt deutscher Punkrock, irgendwo zwischen Dackelblut und der Terrorgruppe, wobei bei ihnen das politische Sendungsbewusstsein über den nichtsdestotrotz vorhandenen Humorfaktor dominiert. Von verkniffener Betroffenheit also keine Spur, die fünf (das Line-Up wurde um einen zweiten Gitarristen aufgestockt) Nordlichter bringen ihre Ansichten über Obrigkeitshörigkeit, Realitätsflucht und Krieg, Opportunismus, Nationalismus und Menschenverachtung so subtil rüber, dass man Sänger Jan Jetter auch beim fünften Durchlauf noch gerne und aufmerksam zuhört. Die Halbwertzeit der Musik ist leider von nicht ganz so permanenter Dauer, aber für das Genre Punkrock ist das Songwriting schon überdurchschnittlich versiert und variantenreich, die amtliche Produktion von Christian Mevs (Ex-Slime) weiß ebenfalls zu überzeugen. Das Album erscheint auf Vinyl und als liebevoll gestaltetes Digi-Pack, und als Gesamtkunstwerk gesehen ist Krauts eine definitiv lohnende Anschaffung.
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VÖ: 30.11.1999