Es war in den vergangenen Jahren nicht leicht, Fan von Nathan Gray zu sein. Nahezu sprunghaft gründete der Boysetsfire-Sänger neue Projekte und ließ sie sogleich wieder fallen, schrieb Bücher, gab sich als
satanischer Prediger und machte islamophobe Statements. Dass das alles Teil der eigenen Vergangenheitsbewältigung war, konnte keiner ahnen – und Gray selbst hat sein Soloalbum “Feral Hymns” gebraucht, um gesund damit umzugehen. Gray ist als Kind in der Kirche sexuell missbraucht worden. Darüber spricht er offen auf seinem atmosphärischen Doppel-Livealbum, auf dem er “Feral Hymns”-Songs spielt, aber auch auf Gitarre und Cello reduzierte Lieder aus seinem übrigen Schaffen. So wird aus “Live In Wiesbaden/Iserlohn” ein kathartischer, beklemmender und feierlicher Akt, der es vor allem seiner Ansagen wegen in sich hat. In seinen als Invocation betitelten Redepausen gerät Gray zwar häufig ins Dozieren, er gibt aber auch aufrichtige Erklärungen über sich und sein Verhalten in den vergangenen Jahren ab. Angesichts der schweren Inhalte wie Depressionen und Angst bricht seine Stimme hin und wieder hörbar in den Ansprachen und Stücken, Echoes muss er sogar einmal abbrechen. Durch all das werden die beiden Mitschnitte – die weitgehend über die gleiche Setlist verfügen – zur offenherzigen Momentaufnahme eines Musikers, dem diese innere Reinigung ein spürbar dringendes Anliegen ist. Für die beiliegende DVD wurden die Shows vor den beeindruckenden Kulissen der Wiesbadener Ringkirche und der Dechenhöhle in Iserlohn zudem gefilmt.
weitere Platten
Rebel Songs
VÖ: 17.12.2021
Working Title
VÖ: 31.01.2020
Split-EP mit Jesse Barnett
VÖ: 16.08.2019
Feral Hymns
VÖ: 19.01.2018
Until The Darkness Takes Us
VÖ: 03.03.2017
NTHN GRY
VÖ: 07.08.2015