Green Day
Saviors
Zugegeben, an ihr mittlerweile 20 Jahre altes Meisterwerk “American Idiot” kommen Green Day auch mit dieser Veröffentlichung nicht ganz heran, dafür kann das Trio jedoch seine Quintessenz endlich wieder so einfangen und kanalisieren, dass etwas sehr Gutes dabei rumkommt. Klar, das Prinzip mag der ein oder andere als ausgelutscht bezeichnen, für Green Day funktioniert es auf “Saviors” aber wieder richtig gut.
Die Gitarren stimmen einen in “Goodnight Adeline” schließlich noch genauso melancholisch wie schon in “Whatsername”, Billie Joe Armstrongs stilbildendes “Cha” klingt in “The American Dream Is Killing Me” mindestens so schön wie damals in “Holiday” und das Riff von “Strange Days Are Here To Stay” würde astrein als B-Seite zu “Letterbomb” funktionieren. Man merkt schon: Die Parallelen zu “American Idiot” sind auf “Saviors” groß. Das Trio verfügt aber über genügend künstlerische Integrität, um auch Einflüsse ihrer anderen Alben einzubringen. Bereits der zweite Song “Look Ma, No Brains” gibt einem “Dookie”-Feelings mit auf den Weg, “One Eyed Bastard” klingt so frisch, dass man Green Day ihre Botschaft auch 2024 abkauft.
Darüber könnte man fast vergessen, darauf zu achten, dass in den Texten traurigerweise nach wie vor die gleichen politischen und persönlichen Probleme eine Rollen spielen (müssen), wie schon zwei oder drei Jahrzehnte zuvor. Richtig wütend klingt “Dilemma”, wenn Armstrong über seine Suchtprobleme mit Alkohol und Drogen singt: “I was sober/ Now I’m drunk again/ I’m in trouble and in love again/ I don’t wanna be a dead man walking”. An anderer Stelle in “Corvette Summer” scheint er sich dann zu fragen, wie das mit dem Rock’n’Roll eigentlich weitergehen soll und verfolgt für das Ende seines Lebens nur ein Ziel: “Take me to urgent care or the record store”.
Die Energie, die Green Day für “Saviors” kanalisiert haben, ist genau die, die man in den vergangenen zwei Jahrzehnten häufiger als es einem lieb sein konnte auf den Alben der Stadionpunks vermisst hat. Schlagzeuger Tré Cool bezeichnet “Saviors” nicht umsonst als den Höhepunkt aller bisherigen Green-Day-Platten. In der Tat erinnert hier nichts an Fehltritte wie das fragwürdige Album-Trio “¡Uno!”, “¡Dos!”, “¡Tré!”oder “Revolution Radio”, orientieren sich Green Day stattdessen an jenen Werken, die sie so groß gemacht haben, wie sie heute sind. Dass frische Ideen kaum darunter sind, spielt keine Rolle, wenn das Ergebnis genauso gut schmeckt, wie man es in Erinnerung hat.
Das steckt drin: Blink-182, My Chemical Romance, Sum 41
weitere Platten
BBC Sessions
VÖ: 10.12.2021
Father Of All Motherfuckers
VÖ: 07.02.2020
Greatest Hits: God's Favorite Band
VÖ: 17.11.2017
Revolution Radio
VÖ: 07.10.2016
¡Tré!
VÖ: 07.12.2012
¡Dos!
VÖ: 09.11.2012
¡Uno!
VÖ: 21.09.2012
21st Century Breakdown
VÖ: 15.05.2009
American Idiot
VÖ: 27.09.2004
Warning
VÖ: 02.10.2000
Nimrod
VÖ: 13.10.1997
Insomniac
VÖ: 06.11.1995