Nicht nur Amis wie Incubus, Far oder Deftones verstehen es, harte Musik mit viel Gefühl zu paaren – auch Holland kann emotional rocken.
Nach dem endgültigen Aus für Urban Dance Squad wähnte man den liberalen Käse-Nachbarn im tiefen Tal der Verzerrer-Tränen – Stehen etwa alle Niederländer nur auf Eurodance und Techno?, war man fast versucht zu fragen. Papperlapapp: Das Quintett um das ursprünglich aus Aruba stammende Brüdertrio Willy, Brian und Remi Tjong Ajong, ergänzt durch eine supertight aufeinander eingespielte Rhythmus-Sektion, überrascht mit einem echten Smasher an gefühlvoller Härte. Zwar machen Green Lizard absolut keinen Hehl daraus, dass die drei eingangs erwähnten kalifornischen Emotion Sickness-Bands bei der Findung ihres Sounds die Rolle des Patenonkels übernahmen, aber das macht nichts. Seit 1994 verbessern sich die Fünf nun kontinuierlich in ihrer Dichte und Präsenz, und wo das von niemand Geringerem als Jack Endino (Nirvana, Soundgarden) produzierte Demo (!) der Band noch deutlich punkiger und ungestümer daherkam, greifen sie auf ihrem Major-Debüt Identity nun hemmungslos in die metallisch-grungige Emo-Kiste. Und das klappt ganz fantastisch, die Melodien und Harmonien sind nicht selten lupenreiner Melancholie-Pop, der aber durch eine amtlich wuchtige Produktion – diesmal von Clif Norell (Skunk Anansie, Faith No More, R.E.M.) betreut – den nötigen Grad an Wumms und Härte bekommt. Und ergänzt durch den Umstand, dass die drei Tjong Ajong-Brothers wahrhaft hübsche Kerle sind, stehen ihre Sterne bei vernünftiger Promotion der Plattenfirma wohl eindeutig auf Oberliga.
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Las Armas Del Silenco
VÖ: 05.05.2006