Green Lung
Free The Witch (EP, Reissue)

Die Musik war’s vorher schon. Man hoffte schon bevor es losging, dass er bald wieder vorüber sein würde: der Tape-Hype. Beziehungsweise der Irrglaube, die Musikkassette sei ein zeitgemäßer Tonträger. Wirklich niemand braucht Tapes, das ist Quatsch für gelangweilte Millenials. Umso schöner, dass auch Green Lung das eingesehen haben und ihrem EP-Debüt die optische und haptische Behandlung zuteilwerden lassen, die es verdient hat. Während sich das Quintett aus London auf der ersten regulären Platte “Woodland Rites” vermehrt an Heavy-Psych-Zeug ranschmeisst, bleibt der Vorgänger “Free The Witch” von 2018 beinahe streng beim Doom beziehungsweise glasklaren Occult-Hardrock, ohne nennenswerte Vintage-Spleens oder -Muff. Auch der Metal-Anteil ist eher noch frontal und weniger subtil verarbeitet. Die kleinen Änderungen zum Original der EP: Auf dem nachträglich an “Woodland Rites” angelehnten Cover gibt’s weniger Frauenbrüste – also, äh, zwei weniger – und dafür ein sagenhaftes Lied obendrauf: “When The Axe Comes Down”. Eine Sache müssen wir allerdings noch klären: Klingt Tom Templar tatsächlich ein bisschen wie ein romantischer Ozzy Osbourne vor dem Valentinstags-Date? Ja. Irgendwie süß, gerade wegen des ganzen Okkult- und Teufelszeugs, das Green Lung hier ziemlich breit austreten. Saustark auch, dass Templar noch nicht als Ozzy-Double arbeiten muss.