Denn das Spiel mit den Extremen – in diesem Fall besonders am Kontrast zwischen zuckersüßem Gesang und giftigen Shouts ersichtlich – beherrscht das Sextett aus dem Effeff. Das zeigt sich etwa in “Hide Or Run”, das in seinen Gitarrenmelodien Pop-Punk-Epigonen wie The Ataris oder New Found Glory und in seinen mit Gangshouts angereichteren Breakdowns A Day To Remember, Four Year Strong & Co. zitiert. Auch Songs wie die mit Handclaps angefütterte Loser-Hymne “Dirty Dudes” oder das von einem variablen Schlagzeugteppich getragene “Heads High, Hands Down” müssten allen Pop-Punk-Regeln nach auf jedem durchgenudelten Herzschmerz-Mixtape von Muschelhalsketten-Jungs und Ringershirt-Mädchen zu finden sein. Trotz allem: Richtig Schwung will auf “Polaroids” nicht aufkommen. Zu gleichförmig klingen die meisten Songs, zu aufgesetzt wirkt der bei Set Your Goals abgekupferte Sprechgesang an manchen Stellen, zu käsig ist der Plot-Twist, dass die angenehm anschiebende Platte dann doch auf balladesken Akustikgitarren endet. Fleißsternchen verdienen sich Grizzly allerdings für die wenigen musikalischen Exkurse, die zeigen, dass die Band vielleicht doch etwas mehr draufhat, als den Soundtrack für die nächste Bierpong-Party zu liefern – etwa dann, wenn sie in Songs wie dem Zweiminüter “We Stop At Nothing” ein bisschen nach den frühen Rise Against klingen. Das nächste Mal darf es davon gerne etwas mehr sein.
weitere Platten
Movement
VÖ: 29.11.2019
Kidlife Crisis
VÖ: 27.05.2016