Wieder erhältlich: fundierte Gesellschaftskritik im Hegemonialmantel. Greifen Sie zu solange sie noch heiß ist!
Down on my knees, facing the dirt, baby dont I ever learn?, fragen sie und liefern ein paar Songs später den Ausweg aus ihrer eigenen devoten Misere: Crush everything!, schreien sie uns entgegen und ich bin drauf und dran, ihrer Aufforderung tatsächlich zu folgen. So intensiv kommt die neue Platte der Radaubrüder aus Doncaster daher. Groop Dogdrill sind wieder da – jene Band, die aus England kommend, den RocknRoll uramerikanisch spielt, sich auf Inspirationen wie Sonic Youth und Fugazi beruft, auf der letzten Platte aber mehr nach Jon Spencer klang. Und die dem Machismo des RocknRoll verbal eine Absage erteilt, ihn dann aber auf der Bühne und in ihrer Musik lebt wie kaum eine andere Band. Mit Every Six Seconds kommen wir der Lösung dieses gordischen Knotens ein Stück näher. Musikalisch irgendwo zwischen (tatsächlich) Sonic Youth und Hüsker Dü prügeln sie sich durch 13 Kracher, die Blues haben und ausnahmslos Beziehungsprobleme thematisieren. Im Vergleich zum letzten Album Half Nelson sind sie fast nicht wiederzuerkennen. Every Six Seconds besteht aus wirklichen Songs, die offenbar mehr als nur gepflegte Arschwackler sind. Bei Groop Dogdrill lohnt es sich, genauer hinzuhören. Dass es ihnen ernst ist mit ihrer Message zeigt schon die Nachricht, dass Sänger Pete derzeit an einer Doktorarbeit zum Thema Visuelles Image der Maskulinität schreibt. Vor diesem Hintergrund erscheint auch der Titel des Albums in ganz anderem Licht. Laut statistischer Erhebungen denken Männer alle sechs Sekunden an Sex. So viel erhobener Zeigefinger ist einzigartig im RocknRoll-Universum und muss erstmal verdaut werden. Aber genau das und natürlich diese verdammt gelungene Platte machen Groop Dogdrill zu meinem ersten Highlight in diesem Jahr.
weitere Platten
Half Nelson
VÖ: 01.01.1900