Es waren kleine Texte, die im Raum schwebten, die Harris schrieb und aufnahm, bevor eine Fieberkrankheit den Prozess unterbrach. Harris beschreibt das Album trotz seiner eklatanten Kürze dennoch als vollständig. Sieben Stücke, nur instrumentiert mit Stimme und Klavier, huschen auf “Grid Of Points” vorbei und bleiben, wenn auch ätherisch schön, distanziert – wie in Rufweite. Fast schon penetrant harmonisch schmiegt sich mehrstimmiger Gesang um vereinzelt simple Pianoakkorde. Die spröden Songtitel, angefangen bei “Parking Lot” über “Thanksgiving Song” bis “Blouse”, geben einen Eindruck davon, wie beiläufig Harris die Themen zuflogen. Es ist ein Mix aus Gedanken über die eigene Sterblichkeit, die Kraft einer Melodie und flüchtige Schönheit, die Harris umtreiben. Dabei liegt die Betonung ihrer zerbrechlichen Kompositionen auf vervielfältigten Satzgesängen, die ebenso entfernt zum Hörer herüberwehen wie das wässrig klingende Klavier, das sie untermalt. Harris hat ihre Musik aller Vehemenz und Indierock-Attitüde beraubt, bis ein paar skeletthafte Zusammenhänge übrigblieben, durch die Echos von Cat Power und Mark Hollis hindurchwehen. Im Grunde musiziert Harris an der Grenze zum Schlaf, allerdings mit der viel beschworenen traumwandlerischen Sicherheit einer Poetin. Es wirkt bisweilen, als wollte sie die Stille, die sie mit ihrer Musik stört, in selbiger erneut heraufbeschwören. Es gibt wenige erfolgreichere Versuche, das zu tun, als “Grid Of Points”.