Etwas Apokalyptisches hatte dem Exzentriker vorgeschwebt, und weil Dystopien gerade schwer in Mode sind in Funk und Fernsehen, sollte es gleich ein ganzes Konzeptalbum werden über die Zeit, in der man endlich wieder Fleisch ohne Besteck isst. Rhys war da zufällig gerade in Babelsberg unterwegs, und der Name des Villenviertels hatte es ihm sofort angetan: Klingt halb nach Turmbau zu Babel, halb nach altem Horrorfilm. Für einen Musiker, dessen jüngstes Album von einem walisischen Entdecker handelte und der davor mit einer Hundehütte aus Shampoo-Fläschchen auf Tour war, ist so etwas eine Inspirationsbombe, die man nicht alleine entschärft. Hilfe kam vom 72-köpfigen National Orchestra of Wales, das “Babelsberg” mit cineastischer Verve zu Leibe rückte, um Songs wie “Negative Vibes” oder “Take That Call” mit einer symphonischen Begleitung auszustopfen. Das Resultat klingt schräg, pompös und distinguiert zugleich nach Lee Hazlewood – ausgesetzt auf einer Kirmes mit flackernden Lampions und kriechenden Schatten. Weil sich Gruff Rhys außerdem seine ergiebigsten Melodien seit langem für exakt diesen Anlass aufgespart hat, gerät “Babelsberg” zum späten Karriere-Highlight des Super Furry Animals. Dass die ganze postapokalyptische Story am Ende reichlich vage bleibt – geschenkt. Wenn es so weitergeht, werden wir es eh selber erleben. Einen Song namens “Selfies In The Sunset” lässt man sich trotzdem am liebsten vom bärtigen Waliser vorsingen, der für diesen charmanten Album-Closer die Sängerin und Schauspielerin Lily Cole zu seiner Nancy Sinatra gemacht hat.
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