Selbst unter Artrockern ist die fünfköpfige Band besonders ambitioniert: In den nun zehn Jahren Bandgeschichte hat sie keine Platte veröffentlicht, die nicht von mindestens einer Handvoll an Genres der Weltmusik beeinflusst wäre, zum Teil innerhalb eines Songs. Auf “Famously Alive” schieben sie die sonst so vertrackten Ebenen ihres Sounds vor allem mit glatten Hyperpop-Klängen auseinander. Glitch-Gitarren, metallene Synthie-Flächen und die Pitch-Verfremdungen der Stimme von Kassie Carlson prägen die Platte. Manche der Pop-Hooks haben wie in “Heathen In Me” eine Chvrches-Melodik, aber die meisten Sound-Mischungen fallen interessanter aus: “Excitable Girls” besteht zur Hälfte des Songs aus einem Buildup aus Schlagzeug mit Kraut-Motorik und EDM-Synthies, der bloß den Drop auslässt. “I Got Spirit” mischt synkopische Rhythmen und ein Gitarrenriff im Stil von The Police mit Autotune-Gesang, der von Charli XCX stammen könnte. Die Texte sind wie Mantras, mit denen Carlson positive Selbstwertgefühle beschwört. Nach der Überwindung ihrer Opiat-abhängigkeit ist die Platte dadurch zusammen mit den gleichmäßigen EDM-Wiederholungen und den befremdlichen Hyperpop-Klängen der Songs wie die Vertonung des Annäherungsprozesses der Sängerin an sich selbst: ein Wechsel aus Distanz und Nähe.