Der Alk ist ein Exemplar der Alkenvögel oder auch Lummen. Der Ornithologe schnalzt mit der Zunge, der Popconnaisseur muss sich das erst ins Englische übersetzen lassen, um hellhörig zu werden: Gulliemots, eine neue Band, die sich nach einer Vogelart benannt hat – da gibt’s ja so einige in der Popgeschichte. Dafür, dass diese Briten nie mehr in Vergessenheit geraten, wird gleich ihr Debüt sorgen. Es ist grandios, weil alles vertraut und doch anders klingt. Grob gesagt orientiert sich die Gruppe am großen britischen Indiepop der 80er Jahre; doch statt geschmäcklerisch nachzuahmen, sprengt die Band die Grenzen (viele Lieder gehen an die acht Minuten Grenze) und steuert Kurven an, die im Popsongkontext eigentlich gar nicht vorgesehen sind. So entstehen zauberhafte Meisterwerke, die auf dem Papier gewaltig komplex aussehen und trotzdem einfach, euphorisch und entspannt klingen. Das ist echte Liedkunst: “Trains To Brazil” ist ein himmelsstürmender Eskapismus, “Made-Up Love Song #43” vertrottelter Liebreiz, “Who Left The Lights Off?” ein Ohrwurm ohne echten Refrain. Kein Wunder, dass in Großbritannien schon wieder alle ganz aufgeregt sind. Guillemots versprechen Großes, und weil sie ihren vielleicht besten Song “We’re In Here” zwar auf Single veröffentlicht, aber nicht aufs Debüt gepackt haben, darf man auch vermuten: Die sind verrückt genug, um das alles zu überstehen.