Dabei stellt er gleich am Anfang von O.J. Simpson die Weichen, indem er das Weichenstellen jemand anderem überlässt: Simpson rappt erstmals im dritten von 24 Tracks und erlaubt stattdessen zunächst seinem Produzenten, sich prominent in Stellung zu bringen. Madlib ist bekannt als verrückter Professor des HipHop, dessen Produktionen oft genauso Hörspiel wie Album sind; je länger die Leine ist, an der man ihn hält, desto abgedrehter, absurder und besser wird die Platte, um die er sich kümmert. Für O.J. Simpson stapelt er Talk-Radio-Snippets, andere Sprachsamples und gefundene Geräusche auf nervösen, oft von Vintage-Soul beeinflussten Beats, hält die Stücke kurz und kriegt so mehr auf der Platte unter als sonst irgendwo seit seinem 2004er Karriere-Highlight Madvillainy. Simpson ist nicht aus dem gleichen Holz wie Madlibs damaliger MC-Partner MF Doom, aber er lässt sich auch nicht vorführen auf seiner eigenen Platte, bedient die unumgänglichsten der Klischees souverän und schafft es sogar ein paar Mal, sich aus seiner Drogendealer-Rap-Komfortzone zu befreien. Man kommt eben durch allerhand Neuland, wenn Madlib hinterm Lenkrad sitzt, man muss reaktionsschnell sein, und man lernt einen guten Produzenten zu schätzen. So erklärt sich auch Cali Boys, eine Hommage an Simpsons 2006 verstorbenen Beat-Kumpanen J Dilla, der seit seinem Tod kurioserweise immer einflussreicher wird. Simpson packt das ohne sentimentale Männerromantik und billige Legendenbildung an. Er hat schließlich von den Besten gelernt, wie man es macht.