Gurriers
Come And See
Text: Philipp Kressmann | Erschienen in: VISIONS Nr. 378
2020 lernten sich fünf junge Männer in Dublin kennen. Schnell war man sich einig: Post-Punk ist geil, die Gegenwart scheiße. Dementsprechend desillusionär und düster ist das spannende Debüt geraten. Die Texte von Gurriers sind etwa von Rassismus in Irland sowie Gefühlen wie Wut und Ohnmacht geprägt.
Bereits der zornige Opener “Nausea” ist ein Brett mit minutiösen Sirenen-Gitarren und brachialem Noise: Sänger Dan Hoff überführt hier Motive des existentialistischen Klassikers “Der Ekel” von Jean-Paul Sartre in die vernetzte Gegenwart und beklagt unser Abstumpfen durch den Konsum digitaler Medien. Noch eine literarische Referenz gibt es im atmosphärischen Stück “Prayers”, das Nietzsche zitiert. Dringlich ist auch “Dipping Out”, das soziale Ungleichheit und Perspektivlosigkeit junger Menschen in Irland heftig anprangert.
Die Band ist politisch. Im März hat auch sie das SXSW-Festival boykottiert, da etwa die US-Armee Sponsor war (der BDS listet Gurriers daher online auf). Problematisch war das arg einseitige Statement über die Nahost-Geschichte, das ihr Schlagzeuger im Namen irischer Bands vorlas. Kein Wort zum Hamas-Terror, aber Israel wurde etwa implizit ein kolonialistisches Land genannt. Absurd. An der Qualität der Musik ändert das nichts. Aber erneut wird klar, dass auch Urheber cleverer Songs in vielen Diskursen keineswegs mit Expertise glänzen.
Das steckt drin: Black Midi, Fontaines D.C., Idles