Gustaf
Package Pt. 2
Text: Patricia Leuchtenberger | Erschienen in: VISIONS Nr. 373
Das erste Album war kinetisch, lustig und locker: Gustafs Einladung, die Absurdität der menschlichen Existenz abzuschütteln. Auch “Package Pt. 2” bewegt sich innerhalb der gleichen Elastizität, die die Band meisterhaft ausreizt. Sie fühlt sich wie eine offene Einladung an, sich Luft zu machen. Will man das nicht auch?
Der für Gustaf typisch schrullige Unterton treibt die Monologe von Lydia Gammill an, die sich weiter an der Unsinnigkeit von Emotionen entlanghangeln. Dabei funktioniert die Band mit Schlagzeug, Bass, Lead-Gitarre, gesprochenem Wort und sporadischen Sound-Schnipseln als Monotonie, die ermahnt, über kollektive Schwächen nachzudenken, zu schreien, zu spielen. So resümieren Gustaf in “Weighting Me Down”: „I don’t lose time/ It just moves forward“. Sie kapitulieren im ewigen Kampf gegen das Vergessen-und-vergessen-Werden und der unerträglichen Willkür des Menschseins.
Ein Dance-Rock-Song zu Mitschreien nach dem anderen durchbricht diese kognitive Dissonanz mit einem Augenzwinkern – Gustaf sind hellwach, gewieft, konsequent zeitlos. “Package Pt. 2” ist die lauthalse Gegenantwort auf eine polemische Gesellschaft und verdrängt deren Lärm in den Hintergrund – Humor mit einem Funken Umsicht scheint eine verheißungsvolle Bewältigungsstrategie zu sein.
Das steckt drin: The B-52’s, Dry Cleaning, Talking Heads
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Audio Drag For Ego Slobs
VÖ: 01.10.2021