Besonders traurig wird es zwar erst zur Mitte der Platte im Quasi-Interlude “Risk/Reward” mit seinem elegischen Gesang und den ausklingenden Hall-Akkorden. Aber auch der Rest von “Mental Knife” ist eher weniger gut gelaunt. Zwar bewegt sich Schlagzeuger und Sänger Donovan Melero mit seiner auch in den hohen Tonlagen kraftvollen Stimme auf Augenhöhe mit Vorbildern wie Tilian Pearson und Anthony Green, schaltet aber gerne nach bester 00er-Jahre-Post-Hardcore-Manier in den gekreischten Rumpelmodus. Mal klingt das fast übertrieben wie in “Suffocating Syndrome”, wenn zu frickeligen Post-Hardcore-Gitarren Blastbeats kommen, mal eleganter wie in “A Lesson In Lust”, das neben Doubletime-Ausbrüchen einige proggige Stakkato-Breaks zu bieten hat. Hier merkt man dann auch, dass gerade Greens Band Saosin Melero nicht nur in Sachen Stimmumfang und -farbe beeinflusst hat. Im klassischen Metal-Bereich würden Hail The Sun vermutlich fast schon als Tribute-Band mit mehr Drive durchgehen, so sehr schmiegen sich die Gitarrenmelodien und die Songstrukturen an den singenden Post-Hardcore von Saosin. Das ist aber nicht schlimm. Denn jedes Mal, wenn das Quartett beinahe ins Kopisten-Fettnäpfchen tritt, mogeln sich wieder Prog-Metaloder Math-Breaks wie in “Arcane Justice” und “Devotion Cuts” dazwischen und verschaffen Hail The Sun die nötige Eigenständigkeit. Das macht ihre Gemütsverfassung zwar nicht sonniger, aber zu einer guten Alternative, falls Saosin sich erneut in den Winterschlaf begeben sollten.
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