Dan Boeckner gibt es selber zu: wer jetzt erst mit den Handsome Furs anfängt, kommt gerade recht. Die bisherigen Alben krankten an unkommunikativem Agit-Prop, erst Sound Kapital löst das Versprechen melodiösen Widerstands wirklich ein. Zusammen mit seiner Frau Alexei bereiste Boeckner die Krisenherde des Planeten auf der Suche nach dem zündenden Funken, mit dem sich die internationale Währung schmissiger Anti-Haltung prägen lässt. Und Übung macht, ganz konservativ, den Meister. Sound Kapital ist ein Gitarrenalbum mit elektronischen Mitteln geworden, ein fiebriges Dancefloor-Ding für kenternde Ozeanriesen, das Clubnächte in der Provinz zum Mittelpunkt der Welt macht. Handsome Furs lieben Auftritte in Bruchbuden, Punkrockschuppen und Einmal-Venues, bei denen sich Band und Publikum halbnackt gegenüberstehen und selbstbewusst auf die Brust klopfen. Auf Parolen verzichtet die Band geschickterweise trotzdem und hält sich stattdessen lieber an einen aufgekratzten Rhythmus, der mehr Antwort als Frage ist und zeitlose Dringlichkeit vermittelt. Dafür, dass das alles nicht bloß theoretische Aufforderung bleibt, sorgt das zentrale Stück What About Us, das sich gerade im Konzertkontext auch als verschwitzte Liebeserklärung lesen lässt und nicht zufällig mit der nachhaltigsten Melodie ausgestattet ist. Sound Kapital klingt wie ein besetztes Haus, das seine Existenzberechtigung auch aus seiner Tanzbarkeit bezieht. Auf die Gefahr hin, Hippies anzulocken: Liebe ist auch hier einmal mehr der Ausgang aus der kapitalistischen Geisterbahn.
weitere Platten
Face Control
VÖ: 06.03.2009
Plague Park
VÖ: 25.05.2007