Hanging Garden aus Finnland lediglich im Doom zu verorten, wäre falsch. Vielleicht lag ihre musikalische Basis einmal dort, inzwischen differenzieren sie ihre Ideen aber immer mehr jenseits aller Genregrenzen aus. Das hat viel für sich, offenbart allerdings auch Schwächen. Da wäre zum Beispiel die Sache mit den gutturalen Vocals. Inmitten einer Musik, die im Grunde von ihren schöngeistigen Momenten und clever gesetzten Melodien lebt, wirkt die massive Stimme von Neuzugang Toni Toivonen antiquiert und langweilig zugleich. Aber: Auch eine früher in ihren Genre-Limitierungen gefangene Band wie Opeth hat den Sprung in eine komplett andere musikalische Welt geschafft, vielleicht brauchen Hanging Garden nur noch einen kleinen Schubs. Abgesehen davon ist “At Every Door” ein schlafendes Monster, ein musikalisch tiefgründiges Album an der Schwelle zwischen Dämmerung und pechschwarzer Nacht. Apokalyptische Visionen gibt es natürlich viele, und nichts ist langweiliger als eine neue Variation des Themas Mensch vs. Planet Erde. Würde man den Texten mit spitzer Feder zu Leibe rücken, wäre wahrscheinlich weiterer Punktabzug nötig. Denn auch wenn sich Hanging Garden nicht um Trends scheren: Im Jahr 2013 hat jeder ihrer potentiellen Hörer verstanden, dass es ihm in Bälde an den Kragen geht. Darauf ein textliches Konzept aufbauen zu wollen, führt in die Beliebigkeit. Trotzdem kann man sich leicht in diese Mischung aus Gothic-, Folk- und Prog Metal vergucken.