Wir wollen unverwechselbar sein – wenn andere Bands die Natur für sich nutzen, wählen wir das Gegenteil, sagt Gitarrist und Sänger Julien Chanut. Das ist unser Umfeld. Wir sind in den Vororten aufgewachsen. Auch wenn sie sich inhaltlich von genretypischen Themen entfernen, bedeutungsschwer bleiben sie trotzdem: In “04/09/16” verarbeiten Hangmans Chair die überlebte Überdosis eines nicht weiter benannten Bandmitglieds, und in “Sidi Bel Abbes” reisen sie an den gleichnamigen algerischen Ort, an dem ihr 2010 verstorbener Mitstreiter Sid-Ahmed Azzouni beerdigt ist. Eingerahmt wird diese Schwermut von erhaben-melancholischem Doom, wie man ihn etwa vom US-Quartett Pallbearer kennt. Hier die Typenbezeichnung Funeral zu bemühen, wäre trotz der getragenen Stimmung dennoch zu viel. Denn die Pariser gehen musikalisch lieber einen Schritt nach vorne, statt sich in ein schwarzes Loch fallen zu lassen, und zeichnen mit ihren Gitarren ein graues, bedrückendes Stadtbild. In “Tired Eyes” wird dieser urbane Klang zusätzlich von Synthwave-Maestro Perturbator unterstützt. Nach 13 Jahren und fünf Alben weiß das Quartett mittlerweile, an welchen Fäden es für eine gelungene Platte ziehen muss. So lassen sie von Wolvennest-Gitarrist Marc de Backer ein dezentes arabisches Riffing in “Sidi Bel Abbes” einfließen oder halten in den beiden Elfminütern “Touch The Razor” und “Full Ashtray” gekonnt die Spannung. Erfolgreich: Mit “Banlieue Triste” präsentieren die Franzosen ihre bisher reifste Platte.
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