Hanni El Khatib
Will The Guns Come Out
Text: Henning Grabow
Man kann nur hoffen, dass verblendete Plattenladen-Mitarbeiter den Sohn philippinischer und palästinensischer Eltern nicht fälschlicherweise unter Weltmusik einsortieren werden. Was El Khatib hier in einer halben Stunde Spielzeit liefert, hat damit nämlich gar nichts am Hut. Stattdessen poltert in Form des Openers Will The Guns Come Out erst einmal schönster Gospel-Blues inklusive obligatorischer Handclaps aus den Boxen. Das folgende Build. Destroy. Rebuild. legt die endgültige Marschroute fest: irgendwo zwischen kratzbürstigen Black-Keys-Reminiszenzen und seeligen alten White-Stripes-Zeiten tobt sich El Khatib kräftig in der Rock-Historie aus. In F**k It, You Win schimmert das Genie von Jack White besonders herrlich unter der schmutzigen Oberfläche – umso erfreulicher zu hören, weil sich dieser ja in letzter Zeit lieber zum Clown zu machen scheint. Im weiteren Verlauf des Albums erweitert sich El Khatibs Spektrum um akustische Töne, den Blues atmet er aber auch in ruhigeren und balladesken Momenten wie dem Elvis-Cover Heartbreak Hotel, bei dem man als Hörer eigentlich nur noch auf das Grabes-Fauchen von Tom Waits wartet. Doch leider muss man auch feststellen: El Khatib verbeugt sich in Richtung vieler alter Helden, lässt dabei jedoch manchmal ein eigenständiges Profil vermissen. Sieht man darüber hinweg, ist Will The Guns Come Out ein launiges, handwerklich sauberes und musikalisch schmutziges Beinahe-Dutzend an puristischen Rocksongs mit ordentlich Dreck unter den Fingernägeln.