Zweimal Hans Platzgumer. Zweimal elektronische Tanzmusik, die historische Bezüge nicht leugnet, aber einen durchaus zeitgemäßen Rahmen zu zimmern weiß.
HP Zinker, Goldene Zitronen, Queen Of Japan, noch mehr Bands, Projekte, Kooperationen, Solodinger, viele Namen, manchmal auch sein eigener und ca. zehn Veröffentlichungen pro Jahr. Hans Platzgumers Tag muss 48 Stunden haben, seine Woche 14 Tage, und was sein Hirn ersinnt, hat trotzdem Hand und Fuß. Jetzt erscheinen parallel zwei neue Platten. Dabei ist “Software” im Wesentlichen eine Compilation mit Session-Material aus den beiden letzten Jahren, Hans Platzgumer hatte geladen und diverse Gäste (u.a. Anne La Plantine, Nachtstrom, DBH) folgten seinem Ruf ins Studio. “Miss Me” dagegen ist eine Kooperation mit der schottischen Sängerin Catriona Shaw (Queen Of Japan). Ihr unverkennbarer Soul und ihre klare Stimme ließen durchaus eine Verortung dieser Platte im Lounge-Universum zu, wären da nicht Platzgumers gebrochene Beats. Während die beiden beim Titeltrack noch einen relativ geraden Weg miteinander gehen, bauen sie mit “Never To Recall” ein luftig abstraktes Funk-Gebäude, von dessen Dach sie sich mit “Gotta Get Down” lustvoll in die Tiefe stürzen. Das Resultat ist irisierend, mehr als es irritierend ist und erinnert bisweilen an das bahnbrechende Frühneunziger-Album “Now Is Early” von Nicolette mit Shut Up And Dance. Ähnliche Ansätze gibt es auch auf “Software” zu entdecken, bei “The Lions Jam” zum Beispiel, einer Zusammenarbeit mit Lady Shaw und Steady Ranks. Jedoch finden sich jede Menge anderer Anknüpfungspunkte, eine Spur verweist, für Platzgumer ungewöhnlich genug, mittels Melodiebögen auf den Nahen Osten (“Cheeba”), eine andere führt tief in die Achtziger, wenn er sich den Tuxedomoon-Klassiker “No Tears” vornimmt. Insgesamt ist die Grundstimmung auf “Software” um einige Grade kühler und technoider als bei “Miss Me”. Und leider nicht ganz so homogen, was dem Compilation-Charakter geschuldet sein mag.
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Datacard
VÖ: 01.05.2000