Der Thron ist verwaist, soviel steht fest: Axl Rose verleugnet sich selbst und frönt computerunterstütztem Milleniumsrock, Slash bringt eine weitere belanglose Soloplatte heraus, und Izzy Stradlin bekommt von seinem Guru Gitarrenverbot erteilt. Es scheint ewig her, dass Guns NRoses die größte Band auf diesem Planeten waren, und die nächsten in der Reihe aufmüpfiger Großmaul-Haufen, die nach der Big Rock-Krone greifen wollen, nennt sich bescheiden Hardcore Superstar. Wir wollen nicht ewig die Clubs spielen, wir wollen in die Stadien, Mann!, meint Gitarrist Silver Surfer. Und, soviel steht schnell fest, wenn es je ein Vertreter der Schwedenrock-Industrie so weit schaffen sollte, dann in der Tat Hardcore Superstar. Der Spagat zwischen Massenappeal und Roots-Verbundenheit gelingt dem Quartett nämlich ausnehmend gut. Mit genügend Mittelfinger-Potenzial und snotty Attitüde ausgestattet, so dass sich auch der kleine Mann als großer Rebell fühlen kann, schütteln sie sich andererseits Hymnen aus dem Ärmel, die selbst die Herzen frustrierter Kleinstadtsekretärinnen höher schlagen lassen könnten. Die tätowierteste Boygroup der Welt also? Nun, das würde doch zu weit gehen – auch wenn die Band mit ihrem Hit Someone Special demnächst zu Top Of The Pops eingeladen werden sollte. Hardcore Superstar sind eher so etwas wie die melodieverliebte Hochglanz-Ausgabe der Backyard Babies, die lieber bei alten (The Cult, G NR) und aktuellen Superstars (Oasis) über die Schulter lugt, als durch massenhaften 7inch-Output um Anerkennung zu heischen. Und solange dabei solch gute Songs herauskommen, kann einem auch die Szene-Polizei egal sein. Ich werde bestimmt lauter machen, wenn Someone Special das erste Mal im Radio läuft
Ingo Neumayer 10
Mir schleierhaft, warum diverse Redakteure, die für gewöhnlich einen durchaus annehmbaren Geschmack ihr Eigen nennen, bei diesem Album ins Schwärmen geraten. Denn die Songs auf Bad Sneakers & A Pina Colada sind mindestens ebenso nichtssagend und klischeebeladen wie der Name dieser Band. Mit Hardcore hat das herzlich wenig zu tun (und ob die Herren mit dieser Platte zu Superstars avancieren, sei auch mal dahingestellt), ich würde das mal als domestizierte Variante skandinavischen Schweinerocks bezeichnen, die eher nach Los Angeles (mit all seinen unschönen Randerscheinungen) als nach Oslo oder Örebrö klingt. Jocke Berg dürfte dann auch kaum ein Problem haben, die Kollegen von Poison oder Mötley Crüe von seiner Sangeskraft zu überzeugen, und auch die übrigen Musiker würden sich gut in einem Chicks-mit-Dauerwelle-im-Cabrio-Videoclip machen. Sicher, hin und wieder gelingt der Band auch mal ein hübsch gefälliger Song, im Großen und Ganzen machen Hardcore Superstar aber Musik für Unterhosenbügler, die einmal im Jahr richtig die Sau rauslassen wollen und dann auf dem Konzert gemächlich im Takt mitwippen. Da warte ich dann doch lieber auf die neue Guns NRoses – da hat man wenigstens noch was zum Lachen…
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