Bandname und Plattentitel wecken hier die falschen Assoziationen, denn diese Band steht weder auf samtigen Soul noch auf blumigen Exzess. Stattdessen haben Harlem aus Austin/Texas eine Schwäche für alles, was garagig rumpelt, unter drei Minuten dauert und dabei klingt wie eine Kissenschlacht. Die Rezeptur für die Instant-Rappelkiste ist gleichzeitig so unglaublich einfach, dass Gitarrenstunden da schon fast wie Zeitverschwendung wirken, und die höchstens herauszögern könnten, worum es bei Rockmusik wirklich geht. Damit sind natürlich nicht Ruhm, Erfolg oder Virtuosität gemeint, sondern allein das diebische Vergnügen, Raum und Zeit mit beseelten Amateurkompositionen außer Kraft zu setzen, die einem vor fünf Minuten eingefallen sind.
Harlem-Songs scheinen allesamt einem 60s-affinen LoFi-Himmel zu entstammen, der über ein Portal auf dem örtlichen Straßenfest verfügt, das wiederum laufend von frischverliebten Jugendlichen frequentiert wird. Deren Herzen lassen sich bis in alle Ewigkeit von straffen Rhythmen, süßen Melodien und polternden Instrumenten erobern, für deren Bedienung man genau drei Mann Besatzung braucht. Über die verfügen Harlem so gerade eben, und was in den 16 Songs ihres neuen Albums so passiert, schäumt geradezu über vor ungezügelter Lebensfreude und frühreifer Songwriting-Effizienz. Gleichzeitig hat man unverschämt oft den Eindruck, diese Art von Musik zum ersten Mal überhaupt zu hören. Ein Qualitätsmerkmal, ohne Zweifel. Teenage kicks all through the night.
Artverwandte
The Pains Of Being Pure At Heart – “The Pains Of Being Pure At Heart”
Sebadoh – “Harmacy”
The White Stripes – “White Blood Cells”