Harmagedon
Dystopian Dreams
So ganz verzichten Harmagedon nicht auf den Treibstoff, der letztlich stilbildend für D-Beat wie Thrash ist. Ganz am Ende von “Dystopian Dreams” wirft das schwedische Trio einem in “Black Lung” dann doch noch ein paar schnelle Salven hin, auf die man im schlechtesten Fall während der 25 Minuten davor vergeblich gewartet hat.
Harmagedon sind keine Bedürfnisbefriediger. Vielmehr fordern sie mit ausgearbeiteten Arrangements und Grundformen von Refrains Genres heraus, die sie teils selbst mitbegründet haben. Martyrdöd-Schlagzeuger Jens Bäckelin hat es hier sprichwörtlich selbst in der Hand, ob er wie in seiner Hauptband jenseits der 180 bpm agiert oder eben im mittleren Tempo des Openers “Reptilian”. Dadurch entsteht Platz: Für monströs wabernde Bass-Sounds in “The Reckoning”, für den kontrollierten Aufbau von Gitarren-Phrasen in “Sadness Comes” und eine neue, breitere Bühne, auf der sich die kehligen Shouts von Gitarrist und Sänger Tim Rosenquist weiter entfalten können als in der programmatischen Hetze des D-Beat.
Auch wenn “Dystopian Dreams” den Ohren nicht genug weh tut, um in bleibender Erinnerung zu bleiben: Vielleicht kann man in Stockholm mal wieder der Geburt eines neuen Subgenres zusehen.
Das steckt drin: Entombed, High On Fire, Martyrdöd