Harm's Way
Common Suffering
Die Extreme sind zwischen Scheißmusik und großer Kunst weitgehend ausgeleuchtet. Da wird nicht mehr viel passieren, es sei denn, man lässt die Nuancen sprechen. Welche Strecke Harm’s Way seit nunmehr fünf Platten zurückgelegt haben, offenbart sich im gespenstischen “Undertow”, das in seiner Vehemenz nicht nur mit einem Gastauftritt von Kristina Esfandiari (King Woman), sondern auch mit ungewohnt subtiler Melodik glänzt. Ein Kunstwerk.
Gebaut auf dem wuchtigen Bass von Casey Soyk und dem Schlagzeug von Christopher Mills ziehen Harm’s Way angsteinflößende Wände aus Wut, Kotze und Selbstaufgabe hoch. Dazu geben sie ein bisschen Math-Gequietsche und Polyrhythmik, etwas Powerviolence, viel Halsschmerzen – und eine Dramaturgie, als würde man bei einer drohenden Katastrophe in der ersten Reihe sitzen dürfen.
“Hollow Cry” erinnert in seiner Hoffnungslosigkeit fast an Chat Pile oder Killing Joke – nur eben vorgetragen in nahezu grotesker Brutalität und mit einer Brachialgewalt, als würde man jemanden drei Mal überfahren, weil einmal noch nicht reicht.
Spätestens nach “Wanderer”, das an Alice In Chains anknüpft, ist vollends klar, was Harm’s Way von den gängigen Metalcore- oder Powerviolence-Gefühlswallungen unterscheidet: Das hier ist nicht ausschließlich aus Testosteron, sondern mit Liebe gemacht.
Das steckt drin: Godflesh, Hatebreed, Knocked Loose