Charlotte Hatherley
The Deep Blue
Text: Dennis Plauk
Aus grau mach blau, aus einem Soloausflug eine Solokarriere. Es gibt Menschen, die glauben, dass Ash mit Charlotte Hatherley das Beste los sind, was sie hatten. Dass das erste Album der Gitarristin, “Grey Will Fade” von 2005, jedes ihrer Band locker in die Tasche stecken konnte. Ich glaube Menschen, die das glauben. Im Windschatten von Ash wuchs Hatherley sich groß und war, kaum trat sie aus heraus, eine Songschreiberin mit einem frischen, sehr bestimmten Verständnis von Indiemusik. Und singen kann die. Und gut aussehen. David Bowie schnalzt die Zunge. Fürs zweite Album hat Hatherley noch schnell ein eigenes Label gegründet, weil Little Sister Records niedlich klingt und sie gerade einen Lauf hat in Sachen Unabhängigkeit. “The Deep Blue” ist, wenn denn wem gewidmet, dann den Beach Boys, ca. “Holland”, 1973. Brian Wilson blieb im Bett, gab widerstandslos die letzten Bruchstücke “Smile” frei und ließ die Band auf dieser Basis Wassermusik spielen. “The Deep Blue” ist genauso: Wassermusik. Klar und sanft und tiefer, als man denkt. Nixenchöre, Surfgitarren, vertonte Sonnenstrahlen, die sich unterhalb des Meeresspiegels im Dunkel verlaufen. Irgendwo blubbert es immer, aber selten plätschert es dahin. Statt den verspielten SloMo-Postpunk vom letzten Mal aufs nächste Level zu heben, untergräbt Charlotte Hatherley ihn mit wohlplatzierten Streichern, komplexen Gesangsarrangements und dem Einfallsreichtum eines Kindes, das mal Professor werden will. “Is it because I’m very young, and there’s nothing to be scared of?” Das ist kein Refrain, das ist die Selbstdiagnose.
weitere Platten
New Worlds
VÖ: 16.10.2009
Grey Will Fade
VÖ: 17.01.2005