“You Are Cute” ist ein typisches Beispiel für das, was Hathors mit viel Gift und Galle machen: Etikettenschwindel der sympathischen Art, reimt sich hier doch cute auf shit. Auch New York ist alles andere als eine ungetrübte Ode an eine der schrecklich schönsten Städte der Welt, sondern ein mit Verzweiflung vorgetragener, mehr als sieben Minuten langer Blues; “Holding Hands” wird dagegen getragen von der Hoffnung, endlich einmal nicht enttäuscht zu werden, aber – darauf weist der leiernde Vortrag von Sänger Marcel Pascal Bouffé hin – das wird natürlich nicht passieren. Musikalisch arbeiten sich Hathors dabei an einer Vielzahl von Vorbildern aus den 90ern ab: Nirvana, Sonic Youth, Butthole Surfers,… Man könnte sicher noch so weiter machen, springt dabei aber doch zu kurz. Den Aufbau ihrer Songs haben sich Hathors nämlich gleichermaßen vom Grunge-Prototypen “Smells Like Teen Spirit” wie vom Posthardcore ausgeborgt, Referenzen an den unerbittlichen Noisecore von Bands wie Unsane lassen sich ebenfalls wiederfinden. Hier und da fehlt ihren scheppernden Drei-Minuten-Explosionen noch die Geduld, die sie sich in New York gönnen. Das machen die drei aus dem schweizerischen Winterthur aber durch ihr konstant hohes Energielevel wett. Dazu trägt in besonderem Maß Sänger Bouffé bei, dessen Organe haarscharf vor dem Kollaps steht. Trotzdem: Will man überhaupt von so etwas wie einem Neo-Grunge-Phänomen sprechen, kommt man an Hathors weniger gut vorbei, als an US-amerikanischen Bands wie
Superheaven.
weitere Platten
When The Sun Is Out / When Skies Are Grey
VÖ: 01.01.1970
Grief, Roses & Gasoline
VÖ: 22.05.2020
Panem Et Circenses
VÖ: 07.04.2017
Hathors
VÖ: 04.04.2011