Nicht nur durch verbesserte Drumskills glänzt das zweite Thrash-Werk von Havok um einiges mehr als ihr Debütalbum Burn. Die Gitarren rotieren mit ihren Riff-Umdrehungen dermaßen im roten Bereich, dass verblüfft, dass bis zum bitteren Ende der Platte kein Motorschaden entsteht. Vielleicht etwas überambitioniert ist Time Is Up im Gesamtpaket, das dem Hörer in seiner Komplexität schon einiges abverlangt. Aber mit Titeln wie Scumbag In Disguise geraten einige Songs zu selbstständigen Metal-Supernovas. Offensichtlich haben sich Havok da einiges von Größen wie Slayer und Megadeth abgeschaut. Innovatives per se gibt es hier allerdings nicht viel zu hören – wie auf einer Metal-to-do-Liste haken Havok einen Aspekt nach dem anderen ab: Todesspiralen an der Gitarre, Geisterbahngeschrei und Abrissbirnenlöcher von Drumbeats – das ganze Programm. Was man den Jungs aus Denver in jedem Fall lassen muss, ist ihre technische Versiertheit auf sehr hohem Niveau. Manchmal wundert man sich, dass da nicht die Elektronik durchbrennt. Melodiös etwas rudimentär, werden die Ansätze von netteren Klangfolgen sofort wieder vom Thrash in tausend Stücke zerlegt. Man wird sehen, ob sie in Zukunft noch eins draufsetzen können. Behält man im Auge, dass sie in den anderthalb Jahren nach Burn eine Hulk-artige Mutation zu Time Is Up durchlaufen haben, darf man noch einiges erwarten. Wenn sie es vielleicht mal mit weniger Versiertheit und Kopierfreudigkeit angehen und ihren eigenen, kleinen, dreckigen Thrash-Metal-Teufel in sich entdecken würden, klappt das dann auch.