Hazards Of Swimming Naked
Take Great Joy
Text: Carsten Sandkämper
Dabei ist der Titel einem Sprachsample zum Thema Glück im Leben entnommen: Große Freude sei nur möglich in der Abwesenheit von Ironie. Hazards Of Swimming Naked stimmen dieser These musikalisch unbestreitbar zu. Ihre Harmonien sind frei von Friktion, alles schwebt und ist beseelt vom Schöngeist. Gleichzeitig wohnt jedem Ton eine spürbare Dringlichkeit inne. Und wenn es sein muss, bricht die Hölle los. Allerdings in Dur. Die Band spielt gerne Live-Soundtracks zu Filmen. Ein Training, das großen Einfluss auf “Take Great Joy” hatte. Die pastorale Stimmung im isländischen Volkslied “Sofðu Unga Ástin Mín” steht im strengen Kontrast zum verzerrten Finale von “I Dont Know This Road”, und es sind die extremen Pole, leise und unfassbar laut, zwischen denen Hazards Of Swimming Naked ihre Positionen besetzen. Lebensumarmende Akkordfolgen und dynamische Steigerungen erinnern dabei an Mogwai und Mono, elegante Streichensembles wiederum wecken Assoziationen mit Godspeed You! Black Emperor oder Do Make Say Think. Allerdings lässt sich die Band an keiner Stelle improvisatorisch einfach nur treiben. Kompositorische Strenge und fast schon orchestrale Disziplin macht die Stücke dieses Albums an- und berührend. Jede noch so kleine ironische Brechung würde die affirmativen Klangwelten von “Take Great Joy” in sich zusammenbrechen lassen. Und wahrscheinlich liegt darin die größte Gefahr für die Rezeption dieser Platte: Die Musik ist so schön, dass man es kaum glauben kann.