Was mit ätherischen Gitarren beginnt, die zunächst offenlassen, ob sie sich in Post-Rock- oder Shoegaze-Räume hineinziehen lassen, entpuppt sich schnell als falsche Fährte, die nach eineinhalb Minuten mit technoidem Druckluft-Metal genüsslich zerrieben wird. Während sich die Ohren noch auf die neue, brettharte Wirklichkeit einstellen und analog dazu ein aus der Gruft entsteigendes Geschrei antizipieren, überraschen Health binnen 120 Sekunden ein zweites Mal. Mit dem Klargesang von Jake Duzsik passiert schließlich das genaue Gegenteil. Mithilfe seiner über den Dingen schwebenden Stimme, die zwischen apathisch und beflügelt den Blick von oben wagt, verkörpert die Band Gegensätze. Aggressivität trifft auf unterkühlte Sensibilität und persönlichen Schmerz.
Diese Emulsion brachte Health ins Vorprogramm von Nine Inch Nails und Vergleiche mit Ministry ein. Wo letztere allerdings die Grenzenzwischen Metal und Electro neu zogen, setzen Health nochmal den Radiergummi an. Zwischen dem Industrial Techno von “(Of All Else)” und den Rammstein-Riffs in “DSM-V” passt schließlich nicht nur allerhand Stroboskopgewitter und ein programmatisch betiteltes “Crack Metal”, sondern auch Duzsik regelrecht versöhnliche Anmut, die oberhalb der Thrash-Metallpassagen und dem Industrial-Lärm wie Gefrierbeutel gegen die Blessuren fungiert.
Das steckt drin: Ministry, Nine Inch Nails, Nothing
weitere Platten
Vol. 4: Slaves Of Fear
VÖ: 08.02.2019
Death Magic
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Get Color
VÖ: 18.09.2009
Health
VÖ: 18.09.2007