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    Heaven In Her Arms
    White Halo

    VÖ: 09.06.2017 | Label: Moment Of Collapse
    Text:
    Heaven In Her Arms - White Halo

    Envy schön und gut, aber wo bleibt da der freundliche Kitsch? Heaven In Her Arms erweitern das Japanwissen europäischer Posthardcore-Kids auf immerhin zwei Bands.

    Wer sich auskennt, weiß natürlich schon seit ein paar Platten, dass es in Tokio eine Band gibt, die sich nach einem Song von Converge benannt hat und epischen Screamo spielt; wer hinterherhängt, hat bei Erscheinen dieses Hefts immer noch genug Zeit, eins der im Juli anstehenden Konzerte mit Red Apollo einzuplanen. Der perfekte Moment, sich mit der Band zu beschäftigen, die bislang unter “vielversprechend” lief; “White Halo” ist das Einlöseralbum. Sieben Stücke lang, von denen das erste eher als Intro fungiert und das letzte sich auf über zehn Minuten ausbreitet, spielen Heaven In Her Arms Sturzflüge durch Nebel, Schluchten und Gebirgsmassive, die aber trotz Songtiteln wie “Abyss Of The Moonbow” oder “Glare Of The End” nie im Nichts enden. Wo Endzeitumarmer wie Oathbreaker brutales Geballer, gruselige Geistermomente oder tödliche Stille setzen würden, fangen die Japaner ihre Ausbrüche stattdessen lieber in nachdenklichen Melodien auf, bauen auch mal stimmungsvolle Sonnenuntergangsgitarren ein und sind sich selbst für eine Kirchenorgel nicht zu schade. Was genau im Song “Chain With Fetters” passiert, der in nur knapp über zwei Minuten eher wie eine Hörspielszene klingt, in der jemand vor der Kirche im Kies herumlungert, um dann die knarrende Holztür aufzustoßen und sich heimlich an die Pfeifen zu setzen: Keine Ahnung. Vielleicht würde der japanische Titel weiterhelfen, den das Stück wie alle anderen gebürtig trägt, vermutlich bleibt er ähnlich vage. Im Albumfluss dient die Szene vor allem als Auftakt fürs heisere Geschrei von “Entangled Torus”, das sich anschließend genüsslich in wogende Parts und Gitarrengenudel wirft, um dann doch wieder in Funkeln und Flüstern abzubiegen. Aller Heftigkeit zum Trotz klingt “White Halo” nie völlig hoffnungslos oder halsbrecherisch, dafür bleibt das Gekrächze von Sänger Kent zu warm und das Gegniedel der ein bis drei Gitarren zu freundlich. “We hope we can understand each other”, haben sich Heaven In Her Arms dann auch als Schlusssatz in ihr Bandmanifest geschrieben, und selbst wenn das für die Wörter auf ihren Alben nicht universell gilt, funktioniert es fürs Gefühl dahinter wunderbar: Posthardcore muss sich nicht restlos am Boden zerstören, um zu wirken, er muss niemandem den Kopf abreißen und mit dem eigenen nicht durch sämtliche Wände wollen. Manchmal reicht es schon, wenn er die Atmosphäre mit ordentlich Wolken und Nebelblitzen füllt, durch die ab und zu die Sonne scheint.

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