Als Wohnorte geben Heim bei Facebook Hamburg, Nürnberg und Bamberg an. Bei drei Mitgliedern bedeutet das: Es ist kompliziert. Im Gegensatz zum Vorgänger “Palm Beach”, den die Band live im Studio einspielte, arbeiteten Heim in den vergangenen zwei Jahren an diesen drei Orten sowie in Mannheim und Kassel getrennt voneinander am dritten Album und waren kein einziges Mal gemeinsam im Studio. Dennoch klingt “WS” nie wie Flickwerk, wobei man vermuten kann, dass die strenger ausgearbeiteten Arrangements auch diesem Umstand geschuldet sind. In der zweiten Hälfte des Vorgängers “Palm Beach” fransten die Songs nach und nach zu strukturlosen Noise-Attacken aus, wenn sich Heim auf “WS” dem Lärm hingeben, bleibt der Song trotzdem in geordneten Bahnen. So bricht bei “Was bleibt” nach dem ersten Refrain ein instrumentaler Wirbelsturm los, fällt aber nach exakt 20 Takten wieder in sich zusammen und macht Platz für den Gesang. “Was bleibt” ist einer der wenigen Momente auf “WS”, in denen die Resignation der Songtexte in blanke Wut umschlägt. Meist lässt sich die Bruchstück-Lyrik, die sich aus Floskeln und Dialogfetzen zusammensetzt, in einem emotional schwer bestimmbaren Zwischenraum verorten. Tatsächlich profitieren Heim von dieser Unbestimmbarkeit, weil ihre Songs nicht sofort alle Geheimnisse preisgeben. Und weil Sänger Denny Thasler in den entscheidenden Momenten schweigt und der Gitarre das Wort überlässt, die es ihm mit verspielten und ausufernden J-Mascis-Solos dankt.
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Palm Beach
VÖ: 23.09.2016