Ein melodisches Motiv. Klein, überschaubar, kurz. Heirs wiederholen es, immer wieder, minutenlang. Irgendwann kommt eine neue Gitarrenspur dazu oder setzt ein Schlagzeug ein. Der Lärmpegel steigt an, und rostig quietschende Schab- und Kratzgrooves zerren das Motiv in eine Maschinenhalle. Wie Dälek ohne Rap. Wie Isis ohne Stimme. Wie Explosions In The Sky mit mehr Willen zur Boshaftigkeit. Und doch wie niemand anderes. Das Artwork des Digipaks zeigt die Musiker innen mit Kittel und gelben Handschuhen in Vogelnestern stehend.
Vorne drauf hält einer mit Federn als Schulterkleid ein schwarzes Ei in der Hand und ist besudelt mit Teer-artigem Blut; ein langes Tuch hängt wie erbrochen aus seinem Mund. Die Stücke heißen Dust oder Fowl oder Mother, und man kann sich bei jedem überlegen, ob die Ausrichtung des zyklischen Hypnose-Lärms nun tatsächlich Staub, Fäulnis oder die Wehrhaftigkeit einer Mutter am Nest verkörpern soll. So zäh und langsam moduliert diese Brocken sich schließlich entfalten, so sehr hat doch jeder seinen eigenen Charakter. Mal stimmungsvoll flirrend, mal bedrohlich dröhnend. Es gibt Künstler im Bereich der minimalistischen Musik, die machen noch weitaus weniger.
Man muss nur mal ein Vinyl von Drone Records auf seinen Plattenteller legen – danach empfindet man Heirs als zugänglich. Im Vergleich zu den sonst bekannten Postrock-Helden bleiben sie schroffes Arthouse-Kino. Man weiß nie, ob man vor der Kunst erstarren oder sich gefoppt fühlen soll, ist aber längst hypnotisiert, während man darüber nachdenkt.