Dass hinter den Albernheiten Helge Schneiders einiges mehr und vor allem viel Musikverständnis steckt, ist längst von den Feuilletons in den Party-Smalltalk gesickert oder umgekehrt, tun wir also nicht so, als hätten wir das hiermit herausgefunden. Schauen wir aufs neue Album “I Brake Together”, das die wohl meistimitierte Quäkstimme (post-)pubertärer Schulhofblödler abseits aller aktuellen Diktatordebatten eingesungen und -gespielt hat. Das, um dann doch im Bild zu bleiben, zeigt ihn weniger starrsinnig führend denn passender als Riefenstahlschen Dokumentationskünstler, der formvollendet Fortschrittliches für ein falsches Publikum kreiert. Der über fraglos gekonnt swingende Jazzstücke ansatztiefe Sätze wie “Die Welt ist krank, und der Arzt hat frei” genauso singt wie die nun wirklich blöde Titelzeile, was aber letztlich weder verliebte Hörer noch verkopfte Schreiber vom Pauschalhuldigen abhalten wird. Dabei ist es gerade die humorige Verschachtelung der Lieder, die einen die näselnd gehetzte Eröffnung “Meine Supermaus” doof, das gospelanleihende “Lady Suppenhuhn” aber ziemlich schön finden lassen kann. Die es möglich macht, von der Single “Käsebrot” genervt und vom fast ernsten Liebeslied “Bitte geh nicht vorbei” gerührt zu sein. Die gar erlaubt, das wunderbar dahinplätschernde Lindenberg-Duett “Pinguine können nicht fliegen” für schon wieder diese Stimme wegzuskippen und für den liebevoll verträumten Dialog dann doch noch mal zu starten. Lediglich die englischsprachigen Cover à la “Jailhouse Rock” sind in ihrer Gesamtheit Geschmackssache und mit ihrem röhrfreien Genuschel meiner nicht, so sehr sie auch musikalisch treffen. Denn das kann er eben wirklich, der Helge.
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