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    The Hellacopters
    Eyes Of Oblivion

    VÖ: 01.04.2022 | Label: Nuclear Blast/Rough Trade
    Text:
    Platte des Monats
    The Hellacopters - Eyes Of Oblivion

    Call it a comeback: 17 Jahre sind seit der bislang letzten richtigen Hellacopters-Platte vergangen. Acht Jahre Pause und eine Reunion später greifen Genrebezeichnungen wie “Fuel Injected Action Rock” nicht mehr. Macht aber auch nichts, denn Blues und Classic Rock stehen der Band inzwischen viel besser.

    2005 erklärte die Band um Nicke Andersson den Rock noch für tot. 2022 ballt der Albumopener und zugleich die Leadsingle “Reap A Hurricane” die Fäuste für eine Herzdruckmassage der ruppigen Art. Der Song macht aber bereits deutlich: Trotz langer Pause machen The Hellacopters dort weiter, wo “Rock & Roll Is Dead” Mitte der 00er Jahre aufgehört hat. So direkt auf die Zwölf geht die Band auf “Eyes Of Oblivion” bis zum Abschluss “Try Me Tonight” nicht mehr zu Werke. “Can It Wait” legt dagegen den Kern des Albums offen. Melodische Licks und Solos, groß angelegte Gesangslinien und Hooks und Grooves unterhalb der 150 bpm – Rock’n’Roll in Reinkultur. Das anschließende “So Sorry I Could Die” ist purer Blues mit Motown-Anleihen, der auch zu Anderssons Soul-Band The Solution passen könnte. Auch wenn der Schwede die Grenzen zwischen seinen vielen Projekten klar absteckt, sie scheinen hier etwas stärker zu verschwimmen – insbesondere zum Retrorock seiner zwischenzeitlichen Hauptband Imperial State Electric. Seit 2017 ist Andersson außerdem mit seiner Frau Johanna Sadonis bei den Okkult-Rockern Lucifer aktiv. Der 70er-Pomp dieser beiden Bands hat sich nun auch bei den Hellacopters verstärkt eingeschlichen.

    Etwa im “High Energy Rock’n’Roll” von “Positively Not Knowing”, dem heimlichen Hit der Platte. Eine peitschende Snaredrum, ein nicht endender Strom geschmackvoller Solos und eine infernale Hammondorgel wecken Erinnerungen an Deep Purples beste Phase. Das von Rock’n’Roll-Piano getriebene “A Plow And A Doctor” beantwortet die Frage, wie Elton John als Lederjacke tragender, kettenrauchender, mit Barstühlen um sich schmeißender Rocker geklungen hätte. Andersson wühlt hier eher munter in der Rockgeschichte als in der eigenen Vergangenheit. Wer nach der Rückkehr von Gründungsmitglied Dregen auf eine Rückkehr zum Sound der ersten zwei Alben gehofft hat, wird enttäuscht. The Hellacopters werden nicht jünger. Ihre Fans aber auch nicht. Die erfreuen sich am Mut zur Größe und ja, auch zum Pathos, den die Band neu gefunden hat. Was das Quintett an Punk-Rotz nun endgültig abgelegt hat, macht es nun umso mehr mit tanzbarem Groove wieder wett, etwa im fulminanten Titelsong.

    “Supershitty To The Max” wollen die Hellacopters schon lange nicht mehr sein und – so erstrahlt “Eyes Of Oblivion” in einer für Genreverhältnisse glanzvollen Produktion. Die schreckt einerseits auch nicht vor klatschenden Snares zurück, bleibt aber andererseits bei Songs wie “Tin Foil Soldier” oder “Beguiled” roh genug, um nie in Pop-Rock-Sphären abzudriften. Mit einem Bein auf der Arena-Bühne und mit dem anderen in der Kneipe, reiht sich “Eyes Of Oblivion” nicht nur nahtlos in die Diskografie der Band ein, die Platte setzt ein neues Ausrufezeichen für eine der kurzweiligsten Bands der vergangenen Jahrzehnte. So überrascht auch die Erkenntnis nicht, dass die halbe Stunde Musik auf “Eyes Of Oblivion” jedes Mal aufs Neue viel zu schnell vorüber ist. Genau das zeichnet seit jeher The Hellacopters in Topform aus.

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