Die Atmosphäre, die Helldorado saftig instrumentiert mittels Orgel, Mandoline, Bläsertrio, Streichquartett, Zither, Piano und Low Whistle (rund um Gitarre, Bass, Schlagzeug natürlich) entwerfen, nimmt einen vom ersten bis zum letzten Ton gefangen. Das liegt auch daran, dass die Norweger nicht wie Tito & Tarantula ausschließlich im Titty Twister spielen oder wie Chris Isaak nur über den lonely highway schleichen. Sinful Soul führt uns stattdessen an sämtliche Orte, die man für eine stilvoll verruchte Stimmung imaginieren kann. Eine mexikanische Hazienda, kurz bevor sich Antonia Banderas mit zwei Kanonen in Zeitlupe vom Dach stürzt, um die Gangster in Slow Motion zu dezimieren. Ein Kakteenfeld im Niemandsland der Wüste. Ein Motel mit Trennwänden aus verschnörkeltem Gusseisen, vor dessen Zimmertür die ganze Nacht ein Eiswürfelautomat summt, während eine defekte Neonleuchte geräuschvoll flackert. Sänger Dag S. Vagle intoniert so sicher und variabel, dass er den finsteren Crooner genauso gut kann wie den leicht theatralischen Tankian, den alternativen Countrysänger oder den Eddie Vedder, der sich jedem Rockpathos entledigt hat und dafür Storyteller geworden ist. In jedem Stück erzählt er mit ebenso lässigen wie wohlgesetzten Worten eine eigene Geschichte, und jede Episode dieses charmanten Ritts ist so arrangiert, dass sie keiner anderen gleicht. Dennoch ist Sinful Soul kein zerklüftetes Songatoll, sondern eine in sich stimmige Landschaft aus einem Guss, in der jeder Grasbüschel den Gesamtcharakter in sich trägt. Genau so geht das, was man Album nennt.