Sein neuntes Album ist das bereits, und Geschichte hat Joe Henry ohnehin schon genug geschrieben. Er musizierte mit Elvis Costello und T-Bone Burnett, bekam einen Grammy für seine Produktion des letzten Buju Banton-Albums und gilt als ein begabter Verfasser von Musik-Kolumnen und Gedanken über die Kunstwelt. Und bei allem Respekt für seine bisherigen acht Alben zwischen Country, Rock, Folk, Jazz und klassischen Elementen: Mit “Tiny Voices” hat Joe Henry das Album seines Lebens gemacht. Für die Aufnahmen heuerte er einige exzellente Musiker an, gab ihnen lediglich eine flüchtig skizzierte Idee seiner Songs und ließ im Rahmen live mitgeschnittener Sessions diese Platte entstehen. Jene klingt dermaßen liebevoll, wunderbar einfühlsam, zart und doch präzise, dass sie jeden unmittelbar packen muss, der einfach große Songs zu schätzen weiß. Keine Overdubs, keine Produktionskniffe, kein Gedöns und Getue, einfach schöne Wohnzimmer-Musik mit brillanten Melodien, einer warmen, analogen Instrumentierung und einer jazzigen Schräglage aus quietschenden Klarinetten, weinenden Trompeten, plinkernden Vibraphonen und kleinen lustigen Störgeräuschen. Barry Adamson trifft Tom Waits, Joe Jackson trifft Leonard Cohen, Nick Cave trifft Tom Barman, Elvis Costello trifft David Bowie. Irgendwo dazwischen liegt auch Henrys Stimme, die in nonchalanter Weise über die kleinen und großen Wehwehchen des Alltags erzählt. So klingt es eben, wenn große und sich selber nichts mehr zu beweisen habende Musiker gemeinsam fantastische Lieder spielen. So klingt es eben, wenn auf einfachste Weise eine sehr besondere Platte entsteht.
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