Das Schrecken der Grütze. Oder: das Resultat, wenn peinliche Dilettanten viel Geld für eine dicke Produktion bekommen.
Diesmonatiger Höhepunkt im Gruselkabinetts deutschen Möchtegernrocks sind Herzer, ein Göttinger Quintett “mit den Wurzeln im anglo-amerikanischen Raum.” Was konkret meint: Korn für Goldkettchenträger, Deftones für Scirocco-Fahrer, Creed für Buffalo-Fetischisten. Ein bisschen todschicken Elektroniksumms mit eingerührt, ein paar echte Streicher missbraucht, ein guter Schuss Schlager-Melodien obendrauf, und alles zusammen gemanscht in einer Produktion, die vor Großmannssucht und penetranter Belanglosigkeit nur so strotzt. Ergebnis: Die optimale Mischung aus den grauenhaftesten Momenten von Oomph!, Farmer Boys und Scycs. Die 3. Generation im schlecht sitzenden NuMetal-Kostümchen oder Bergers “Zeig mir dein Gesicht” im Vokuhila-Look. Zu allem Überfluss meinen sie auch noch deutsch singen zu müssen. Dabei kommen dann Ergüsse raus wie diese hier: “Ich bin schwarz-weiß installiert / Mein Gefühl monochrom / Schalt mich ein und schalt mich aus / Verfahren im Takt, der Leerlauf heißt / Mit der Zukunft um den Hals / wird sie nie besser sein.” Nee, is klar, Jungs. Voll tief in die Metapherkiste gegriffen, die da Klo heißt. Zumindest mit einer Textzeile muss man ihnen allerdings Recht geben: “Schwarz sind unsere Tage / Doch die Welt wird sich weiter drehn.” Ein Glück.
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VÖ: 19.03.2001