Eine ambitionierte Basis, die die Kanadier da für ihr zweites Album gelegt haben. “Seeds” ist clever konstruiert, intelligent instrumentiert und von Tony Doogan detailverliebt instrumentiert – es gedeiht aber gekonnt an sich selbst. Tim Baker, der kreative Kopf von Hey Rosetta!, verliert zwar nie den Blick für das Ungemach der Welt, agiert aber jenseits purer Befindlichkeitsfixierung; mit offenen Armen und kluger Lebensbejahung sucht er den Schulterschluss mit dem Unheil. So wendet sich das herzerwärmende “Welcome” zwar mit wenig optimistischen Zeilen an die neugeborene Tochter eines befreundeten Paares: “Soon youre 33/ And everything you tried to be/ Was pulled apart by fear and greed.” Schlussendlich feiert Baker den Akt der Geburt aber doch als vielleicht entscheidenden Funken Leben, der dem Zynismus des Alters die Kälte austreibt und seine musikalische Entsprechung im finalen Tritt auf das Distortion-Pedal findet. Auch Obskures wie der Inuit-Kehlkopfgesang in “Parson Brown” wird organisch zitiert und integriert. Im Verbund mit “Yer Fall” und “Bandages” am Ende des Albums platziert, dampfen Hey Rosetta! hier noch einmal gekonnt ihre Qualitäten auf ideenreiche 15 Minuten zusammen. Baker und seine Band sind trotz ihrer hohen musikalischen Ansprüche nie um ein Augenzwinkern verlegen und gleichzeitig selbstbewusst genug, um klar Position zu beziehen. Meine Damen und Herren, sie hörten Hey Rosetta! – die Eier legende Wollmilchsau des kanadischen Indierock.
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Second Sight
VÖ: 24.10.2014