Ihr Debüt “Sing Guitar Sing” war eine kleine Offenbarung. Selten hatte man so zauberhafte, entrückte
und zugleich präzise Songs aus Deutschland gehört. Musik mit Gesicht und Atmosphäre, die sofort ihre
eigene Schublade entwarf. Niemand klang wie Hidalgo. So wirken neue Songs wie “Slave Day” oder
“Gogogo” mit ihren “lalalalalaaa”-Chören, Xylophoneinsätzen und dem Synchronschwimmen von Gitarre
und Keyboard sofort vertraut. Auch “Spider” oder “Friends Or…?” lassen dem Piano, der gezupften
Gitarre und dem leisen “uh-uh-uh” eine Menge Zeit und klingen wie das Oma Recording Studio von
Sängerin Betty Mugler, in dem zwischen Ohrensesseln, Kronleuchtern und Orientteppichen aufgenommen
wird. So wirken die neuen Einflüsse aus Wave und Postpunk, die sicher auch auf Drummer
Hans-Christian Fuss (sonst Robocop Kraus) zurückgehen, zunächst irritierend. Verfremdete Stimme,
trocken pumpender Bass und treibender Beat setzen immer dann einen passenden Kontrapunkt zum
verträumten Wohlklang, wenn sie die Ehe mit der “klassischen” Hidalgo-Instrumentierung eingehen. Wo
die Männer in den Gesang einsteigen oder Mugler die überdrehte Post-Wave-Domina gibt, laufen Hidalgo
hingegen Gefahr, coole Neonmöbel unter die Kronleuchter zu stellen. Ansonsten lässt es sich hier
mehrere Existenzgrade besser leben als in den meisten subventionierten Sozialwohnungen des
Deutschquoten-Mainstreamrock.
weitere Platten
I Wrote A Song For You
VÖ: 01.04.2000
Sing Guitar Sing
VÖ: 01.01.1900