Der Radio-Erfolg mit “I Don’t Care” kann nicht darüber hinwegtäuschen – “The Big TV Revenge” war weder witzig noch ernst zu nehmen. Seit diesem letzten Output war reichlich Betrieb im Hause HNO. Unzufrieden mit der Labelarbeit wechselten die Eidgenossen den Musikverlag, ergänzten das Line-Up zudem mit einem fünften Mann. Dieser spielt zuweilen eine dritte Gitarre, drängt sich aber nachhaltiger über den Griff in die Tasten ins Klangbild. Weil der Neue seiner Aufgabe zeitweise dominant nachkommt, können HNO ihre Hauptmission nur bedingt lösen: Nach der stilistischen Konfusion, an der das Vorgängeralbum schmerzhaft krankte, mühen sich die Schweizer nämlich hörbar um einen roten Faden. Als kluger Schritt darf getrost der Verzicht auf blamable Breakbeats und Rap-Phrasen gewertet werden. Heute versuchen sich HNO lieber in elektronischem Indie-Pop vom Schlage The Notwist (“Complain”, “Close To You”) – wobei sich die Soundspielereien im Vergleich zu dem, was Console-Ass Martin Gretschmann aus dem Synthie zaubert, als schwache Trümpfe erweisen. Besser gelingen da schon gefühlvolle Weakerthans-Soundalikes (“Happy Birthday Jesus”, “In Beautiful Grace”), auch wenn sie die seitens John Sampson zelebrierte Intensität und Eindringlichkeit nur in Spuren aufweisen. Wie die Bloodhound Gang auf Valium klingt “Going Out” – ein fieser Ausrutscher zwischen viel Mittelmaß.
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The Big TV Revenge
VÖ: 30.11.1999