Die acht Songs darauf sind Eindrücke und Notizen, mal flüchtig und banal, mal treffend und anregend, immer knackig und kurzweilig. Der trockene Emo- und Alternativesound ist dabei nicht dated, sondern zeitlos, sicher nicht spektakulär oder aufsehenerregend, eher verlässlich solide; entfaltet seine Wirkung nach mehrmaligem Hören aber durchaus. Dann werden Songs wie “Detroit”, “Chicago”, “San Francisco” und “L.A.” (die andere Hälfte der Stücke ist übrigens nicht nach Städten benannt) sogar zu kleinen Ohrwürmern, sie ziehen rein und nehmen mit. So war klassischer Emorock schon immer – kein Himmelsstürmer, sondern dieser kauzige, introvertierte Nerd, der zwar Kiss-Poster an der Wand hat, mit der Gitarre in der Hand und dem Mikro vor der Nase aber zu viel nachdenken muss, um ein echter Rockstar sein zu können. Dabei mag Stephan Trinkls Gesangsstil hier mal ein bisschen nach Sport und Kante, da ein bisschen nach Jochen Distelmeyer klingen, doch mit den diskursiven Ansätzen der Hamburger Schule haben Hoch/Tief nichts am Hut. Sie haben ihr Tagebuch einfach ausgepackt und all die Sätze rausgehauen, die einem bei solchen Reisen durch den Kopf gehen. Kleine Bonmots und triviale Beobachtungen, ironische Kommentare und nette Sprachbilder. Es ist gerade das Unspektakuläre, das sie sympathisch macht. Allerdings: Wenn man beim Vergleich mit dem Emorock der 90er bleibt, fehlt Hoch/Tief das Persönliche, diese verletzliche Subjektivität, die am Ende die Herzen der Hörer endgültig öffnet.
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Hoch/Tief
VÖ: 25.02.2011