Das ist zwar polemisch, aber so häufig zieht man dieser Tage die Schublade Alternative Rock eben doch nicht mehr auf. Hoch/Tief jedenfalls spielen eine Pop-infizierte Art jener halbmelancholischen, halbmetallischen Rockmusik aus Dissonanz und saftigem Dur, der man vor 15 Jahren zuhauf begegnen konnte. Das ergibt durchaus Sinn, weil die Mitglieder von Hoch/Tief damals bei der deutschen Hardcore-Hoffnung Boiler zusammen spielten, der trotz Support-Shows für Biohazard und der Aussicht auf einen Major-Deal der große Sprung verwehrt blieb. Vor allem im Gitarrensound merkt man noch, welchen prägenden Eindruck damalige Zeitgenossen wie Sonic Youth, Quicksand oder Helmet hinterlassen haben. Abseits davon verrät der poppige Sound die geistige Nähe zu Noise und Independent kaum noch.
Während Hoch/Tief musikalisch nur ein bisschen aus der Zeit gefallen wirkt, wünscht man sich bei mehr als einem der deutschen Texte die Sprachbarriere: Gitarrist Stephan Trinkl singt da über komplette Alltäglichkeiten wie verlegte Dinge oder macht den Coffee To Go als Sinnbild der Schaumschläger-Gesellschaft aus, ohne dass sich eine echte Pointe aufdrängt. Kompakt treibenden Rocksongs wie dem leicht hardcorigen Ventil oder dem euphorischen Wolkenhunde schaden solche Phrasen und windschiefen Sprachbilder nicht, andere Stücke ziehen einigermaßen eindrucksfrei vorbei. Das soll sicher kein Aufruf zur Trendhurerei sein, aber: Dass sich an die losen Enden der 90er auch griffiger anknüpfen lässt, kann man beispielsweise bei den Neo-Grungern von Navel nachhören.
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Detroit->Stuttgart
VÖ: 19.05.2017