Die Protagonisten in den Songs von Craig Finn sind müde geworden. Die Songs selbst auch. Was war das noch für ein Furor auf den ersten Platten: “Killer Parties”, “Hornets! Hornets”, “Chips Ahoy” und “Stay Positve” – Songs wie Ausrufezeichen. Finn sang über die amerikanische Jugend zwischen Wahn und Rausch. Die Melancholie war zwar immer Teil der Abmachung, fand sich aber eher in den Stücken der jeweils zweiten Albumhälfte. “Open Door Policy” beginnt mit der Ballade “The Feelers”, auch das folgende “Spices” geht nur behäbig nach vorne, Finn singt von Pillen und Bier, vom “sweet part of the city”. Das ist Hold-Steady-Terrain, doch sind hier die Kosten für die Reha bereits eingepreist – und die sind hoch, weshalb diese Lieder vor allem wie Sozialstudien funktionieren. Als Stücke aus dem Leben von Menschen, die bereit wären, noch einmal aufzubrechen, aber zurückgehalten werden, von Geist und Körper, Banken und Ämtern. Könnte dieses Album wählen, es würde sein Kreuz bei der SPD machen. Was auch erklärt, warum vielen der Songs der Biss fehlt. Mies ist “Open Door Policy” dennoch nicht: Die Bläser jubilieren bei “Family Farm”, Franz Nicolay findet verspielte Pianolinien, die Band spielt kompakt – und Finn kann eh nicht anders, als großartig zu sein. Interessant wird nun sein, welche Geschichte er erzählen wird, um einer der besten Rockbands der Gegenwart in Zukunft wieder etwas mehr Dampf zu geben.
weitere Platten
The Price Of Progress
VÖ: 31.03.2023
Thrashing Thru The Passion
VÖ: 16.08.2019
Teeth Dreams
VÖ: 28.03.2014
Heaven Is Whenever
VÖ: 30.04.2010
Stay Positive
VÖ: 11.07.2008
Boys And Girls In America
VÖ: 16.02.2007
Separation Sunday
VÖ: 03.05.2005
Almost Killed Me
VÖ: 14.06.2004