Der ehemalige Can-Bassist war seit jeher ein Querkopf, wie er im Buche steht. Auch sein neues Album mit dem albernen Titel “The New Millennium” ist Ausdruck einer Totalverweigerung, wollte er es doch tatsächlich nur auf Halde produzieren. So musste er an den Haaren zur Veröffentlichung gezogen werden. Doch auch musikalisch beschreibt diese CD den Prozess des Verschwindens und Verhallens. Wie die Einfahrt in einen Tunnel: Die Musik ist düster, eisig, einsam, klaustrophobisch. Czukay vermeidet Nähe. Vieles wirkt, als würde man es aus der Ferne hören, flüchtig wie das Rattern einer weit entfernten U-Bahn, die man in schlaflosen Nächten, wenn alles andere schweigt, durchs offene Fenster wahrnimmt. U-Shes zuweilen etwas nüchterne Stimme holt uns zurück in den Alltag. Es geht Czukay weniger um seinen persönlichen Entwurf des neuen Jahrtausends, als vielmehr um die Momentaufnahme einer inneren Landschaft, die sich auf die Realität so unverstellt einlassen kann, weil sie sie nicht mehr versteht. Die Mittel, derer er sich dabei bedient, sind ebenso altmodisch wie avantgardistisch. Im Grunde hat sich seit Can nichts an Czukays Arbeitsweise verändert, und doch überrascht er einmal mehr mit völlig neuen Klängen.