Holly Miranda
The Magicians Private Library
Text: Benjamin Adler
Gut zu wissen, dass die umtriebigen New Yorker noch solch brillante Ideen für andere Projekte in der Hinterhand haben. Denn mal ehrlich: Der energischste Schulterklopfer gebührt hier Gitarrist und Sounddreher Dave Sitek, der mit unfassbarer Leichtigkeit über sich selbst hinauswächst und aus grundlegend gut geschriebenen Songs etwas wirklich Einzigartiges macht. Gegen die Sound-Finessen, die hier aufgefahren werden, war selbst die letzte TV-On-The-Radio-Großtat “Dear Science” aber mal so was von 2008. Da weiß jemand inzwischen ganz genau, was es heißt, vor gar nichts mehr Halt machen zu müssen. Herausgekommen ist dabei eine Singer/Songwriter-Platte mit Indierock-Attitüde, die im Vorbeigehen gedankenverloren frisch gestrichene Wände aus Shoegaze und TripHop mit dem Ärmel streift und die Flecken halt einfach mal dranlässt. Dann noch diese herrlich zurückgelehnten Trompetensamples, die selbst die sensibelsten Momente von hinten in den Pool schubsen und dem Wechselbad der Arrangements auch noch eines der Stimmungen hinzufügen.
Und Holly Miranda? Die präsentiert sich als fabelhafte Songschreiberin und erinnert mit ihrer scheuen Stimme wenigstens ab und zu mal daran, dass ja immerhin ihr Name auf der Platte steht. Dass Siteks halbe Stammband sie dabei zum Duett auffordert, ist natürlich nur noch Formsache: Tunde Adebimpe veredelt den Opener “Forest Green Oh Forest Green”, und Kyp Malone heult sich mit ihr durch das wunderschöne “Slow Burn Treason”. Nur zwei von vielen Gründen, warum “The Magicians Private Library” ein impulsgebendes Album für das neue Jahrzehnt sein könnte.