“Das nächste Album wird zeigen, was tatsächlich in Hoobastank steckt.” So stand es in VISIONS Nr. 109 geschrieben. Am Schluss der Pro-Kritik. Zwei Jahre später: Gleiche Stelle, gleiche Welle. Auch das zweite Album der Kalifornier, in den USA seit Dezember erhältlich und dort mittlerweile auf dem Weg zu Platin, wird die Meinungen hierzulande erneut spalten. Warum? Ganz einfach: Durch das lange Touren haben die Vier ihren Stil perfektioniert: alternative Rock-Epen, mundgerecht serviert, Cabrio-kompatibel, mit einem dicken Sound (von Howard Benson) und Gute-Laune-Faktor. Mit Incubus (kommen aus derselben Stadt) oder Faith No More (kamen aus demselben Staat) haben Hoobastank nicht mehr viel zu tun. Die Songs sind eher straight als wirr, die Melodien angenehm aufdringlich, die Kompositionen professionell durcharrangiert. Auch wenn hier und da Streicher auftauchen, den Anspruch, als härtere Rockband zu bestehen, verwischt das nicht: Man höre “Same Direction” und “Just One”. “The Reason” ist beinahe eine bessere Version des Debüts, allerdings auch mit derselben Schwäche: Die Poesiealbum-Lyrik von Sänger Doug Robb geht einem schon beim ersten Durchgang ziemlich auf den Geist. Mehr als Boys-meets-Girl-tralala darf man hier nicht erwarten.
8/12 Jörg Staude
“I feel like I’m spinning out of control / Try to focus but everythings twisted”, heißt es im zweiten Song. Nun, dann wollen wir mal etwas Licht ins ach so verwirrte und dunkle Oberstübchen bringen: Ihr seid Hoobastank. Euer Debüt hat in den USA mehrfach Platin geholt. Diesen Erfolg gilt es nun zu wiederholen, deshalb habt ihr nur mit abgezockten Vollprofis gearbeitet: Produziert hat Howard Benson (u.a. P.O.D., Cold), gemischt Chris Lord-Alge (u.a. Blindside, Crazy Town). In Amerika, wo die Platte schon letztes Jahr erschien, hat das funktioniert. Und hier, wo das Album schon eine ganze Weile halboffiziell in den Läden steht, wird ähnliches prophezeit. Und wenn schon: Erfolg sagt nun mal gar nichts über Qualität aus. Denn euer Name ist nicht das einzige, was hier stinkt: Ihr seid nämlich glatt wie eine Glasscheibe. Kalkuliert wie ein Kostenvoranschlag. Steril wie eine Arztpraxis. Flach wie die Lüneburger Heide. Dass die Gitarren härter sind als bei N*SYNC? Geschenkt. Dass ihr Faith No More mögt? Kann auch nicht beeindrucken, das tut schließlich fast jeder. Mit Alternative als Gegenentwurf zum Mainstream hat das nun wirklich nicht mehr das Geringste zu tun. Musik ist hier reines Produkt, bei dem es um nichts anderes geht als klar definierte Zielgruppen zu erreichen. Immerhin: Jetzt wissen wir, wofür das Bandsymbol ? steht. Für ‘unendlich langweilig’.
2/12 Ingo Neumayer
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