Die Schweden haben es wie immer raus. Sie nehmen irgendetwas, was schon längst da war, und machen ihr eigenes Ding draus. Das war bei Refused mit dem Hardcore so, bei den Hellacopters mit dem Garagenrock und bei Entombed mit dem Death Metal. Horisont machen es mit dem Classic Rock. Der hat längst einen riesigen Bart, den auch die Göteborger ihm nicht stutzen. Sie frisieren ihn nur hübsch. In vielerlei Hinsicht ist das ebenso gelungen wie bei Graveyard, die mit ihrem psychedelischen Heavyrock erstaunliche Resonanz erfahren. Das gilt auch für Horisont, die ihr erstes, halb auf Schwedisch gesungenes “Två Sidor Av Horisonten” nicht mal regulär in Deutschland veröffentlicht haben. Das ist anders beim wenig subtil benannten “Second Assault”, das sich 70s-Rock-Sammler Lee Dorrian für sein Label Rise Above gesichert hat. Es sind wieder zehn Stücke, wieder exakt 20 Minuten für jede LP-Seite. Und so rund wie das Format ist auch die Musik. Die suhlt sich leidenschaftlich im Erbe, das die frühen Wishbone Ash und die mittleren Thin Lizzy hinterlassen haben. Bemerkenswert ist, neben der grandiosen Rhythmusarbeit, das Zusammenspiel der beiden Gitarristen. Gerade “Road To Cairo” mit seiner arabesken Melodie belegt, wie geschmeidig bei Horisont die Fähigkeiten ineinander greifen. Oben drüber legt Axel Söderberg seine sehnsüchtige Stimme, die ihn die Songs durchleiden lässt wie ein wahrer RocknRoll-Warrior. Auch das zweite Album atmet also Authentizität, ist alles andere als fett produziert. Dafür luftig und organisch wie etwa das halbakustische “Watch Them Die”. Die Zukunft der Luftgitarre ist hiermit gerettet.
weitere Platten
Sudden Death
VÖ: 15.05.2020
About Time
VÖ: 03.02.2017
Odyssey
VÖ: 18.09.2015
Time Warriors
VÖ: 04.10.2013