Eine Hörerschaft müsste dafür erst noch definiert werden. Denn so einlullend vielschichtig diese Songlandschaften sind: Das darunter liegende, eigenartig nebensächliche Black-Metal-Gekrächze irritiert schon ein wenig. Grundsätzlich hätte Miller das auch weglassen können. Genug zu tun hat er ja. Immerhin wächst Horseback fast ausschließlich auf seinem Mist, und so steuert er Gitarre, Piano, Bass, Lap Steel, E-Bow, Keyboard, Synthesizer, Tanpura, Shruti Box, Schlagzeug, Percussion und Fuzz-Effekte bei. Wenn ihm das nicht reicht, greift er auf ein Kollektiv aus zwölf Musikern zurück, die ihm bei der Umsetzung seiner sphärischen Kopfgeburt helfen. Die speist sich aus dem erwähnten Gesang, einem Krautrock-haften rhythmischen Minimalismus und allerhand Lagen brummender, dronender Psychedelic-Zutaten. Das wabert angenehm aus Tasten und Verstärkern, klingt manchmal so, als hätte sich eine Dark-Ambient-Black-Metal-Band mit dem relaxten Hippie-Klan von Brightblack Morning Light zum Jam im Abendrot verabredet. Über die ersten drei Stücke – die immerhin 22 der 38 Minuten Spielzeit ausmachen – funktioniert das ganz ausgezeichnet. Miller bemüht sich, nicht auf sphärischen Wölkchen einzupennen, sondern stellt den Rhythmus in den Vordergrund, lässt den Bass vibrieren wie eine Elektromassage. Leider fehlt es seiner 17-minütigen Ambient-Exkursion Hatecloud Dissolving Into Nothing, die The Invisible Mountain abschließt, an den kernigen Zutaten der vorangehenden Stücke. Doch das ist eben manchmal die Crux von Ambient: (Schön-)Klang des (Schön-)Klangs wegen.
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Haalf Blood
VÖ: 24.05.2012