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    Horsegirl
    Versions Of Modern Performance

    VÖ: 03.06.2022 | Label: Matador/Beggars/Indigo
    Text:
    Horsegirl - Versions Of Modern Performance

    “Pferdemädchen” sind meist junge Frauen, von denen abschätzig behauptet wird, dass ihr Vierbeiner das einzig relevante Thema in ihrem Leben sei. Zwischen Indie, College-Rock und Post-Punk entreißt das gleichnamige Trio den Begriff den Hatern und zeigt, was möglich ist, wenn man sich fokussiert auf ein bestimmtes Ziel stürzt.

    Im Fall von Penelope Lowenstein, Nora Chang und Gigi Reece ist das Ziel laut Presseinfo, eine Platte für den Moment zu schaffen, wenn man “einfach mal wieder verdammt gute Indiemusik hören will”. Die mehr als schwammige Genredefinition kommt dem Trio, das zwischen Highschool und Uni aus den DIY-Strukturen Chicagos entspringt, dabei zugute. Denn “Versions Of Modern Performance” galoppiert quer durch die 80er-, 90er- und 00er-Jahre und kratzt noch das letzte Stückchen Fleisch von verschiedensten Subgenre-Gerippen ab, um sich daraus ein ganz eigenes Süppchen zu kochen. “Anti-Glory” etwa ist Post-Punk mit hypnotischem Schlagzeug und Zerrgitarre ohne Gothic-, aber dafür mit Slacker-Ästhetik. Das instrumentale “Bog Bog 1” flirtet inklusive Wimpernaufschlag und Blickkontakt mit Früh-90er-Shoegaze und “The Fall Of Horsegirl” ist mehr Klangcollage und Soundexperiment als greifbarer Song, passt aber perfekt zu Attitüde und Herangehensweise der Band. Die Frauen tauschen Instrumente, verteilen Gesangsaufgaben fair und achten vor allem darauf, dass es nicht zu sauber, nicht zu poliert klingt, selbst in vermeintlich reduzierten Klavierstücken wie “The Guitar Is Dead 3”. Man will schließlich anecken, trotz der unsichtbaren Hand des anerkannten Indie-Produzenten John Agnello, die bei “Versions Of Modern Performance” die Zügel hält. Der war auch schon bei Dinosaur Jr. oder Kurt Vile hinterm Mischpult aktiv. Gerade die Kratzigkeit und Kantigkeit ersterer schimmert bei Horsegirl über die gesamte Spielzeit durch, egal ob es mal grungiger, mal indierockiger oder mal garagiger wird. Vor allem die knöchernen Gitarren, bei denen man auch ab und an kleinere, perfekt ins Gesamtkonstrukt eingepasste Verspieler hört, definieren den schief-schrägen, aber gleichzeitig auch hochmelodischen Sound der Band. Einziges Manko: Der leicht einlullende Gesang, der oft ein bisschen zu monoton aus den Boxen tropft, mit Ausnahme des ausgefallenen Sprechgesangs in “Homage To Birdnoculars”. Diese kleine Kerbe fällt im Gesamtkontext allerdings kaum ins Gewicht. “Versions Of Modern Performance” ist E-Auto und Golf 2, Wählscheibentelefon und Smartphone, kurz: eine Kombination aus Alt und Neu, die eigentlich nicht funktionieren sollte, hier aber perfekt funktioniert – fokussierten Pferdemädchen sei Dank.